Hallo, Mister Gott, hier spricht Anna by Fynn

Hallo, Mister Gott, hier spricht Anna by Fynn

Autor:Fynn
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Religion, Roman, Jugend
Herausgeber: Scherz


17. Nobby, das Pfärd

Bei einer Tasse Tee machten wir Pläne. Sobald die Geschäfte öffneten, würden wir losgehen und bei Woolworth einen ganzen Stapel Spiegel kaufen.

Als wir auf dem Marktplatz standen, waren die Läden noch immer geschlossen. Ein paar Leute dekorierten ihre Schaufenster mit frischen Waren. Andere eilten zu ihren Arbeitsplätzen, grüßten und riefen einander Neuigkeiten zu. Füße trampelten auf dem Pflaster, als wollten sie die Kälte zertreten, die von dort aufstieg. Aus der Kaffeebude kam eine Wolke von Kaffeeduft, die sich mit dem Geruch heißer Cervelatwürste vermischte.

«Schmeiß mal 'ne Tasse und zwei Schmalzstullen rüber, und tu noch'n Stück Käsekuchen mit bei», sagte der Taxifahrer.

«Und für mich auch 'ne Tasse und zwei Kümmelstangen», sagte sein Kollege.

«Und was kriegst du, du Frühaufsteher?» Ich war an der Reihe.

«Zwei Tassen Kaffee und vier Cervelats.»

Ich warf das Geld auf die Theke und bekam ein paar Münzen zurück, die patschnass waren von Bier- und Cocapfützen. Anna hielt ihre Tasse mit beiden Händen fest und versenkte ihre Nase tief hinein. Über den Rand blitzten zwei hellwache Augen und nahmen alles auf, was um sie herum geschah. Sie konnte Kaffee und Würste nicht gleichzeitig bewältigen, so hielt ich die dampfenden Würstchen zwischen den Fingern wie zwei dicke Zigarren, bereit zum Abbeißen. Es gab noch einen trockenen Platz auf der Theke, wo ich meine Tasse absetzen konnte, um einhändig eine Zigarette hervorzukramen. Ich versuchte, das Streichholz mit meinem rechten Daumen in Brand zu setzen. Es war nicht zu machen. Nie würde ich den Trick herauskriegen, wie meine Freunde das schafften. Am nächsten kam ich dem Rätsel damals, als dabei der Streichholzkopf abbrach, unter meinem Daumennagel steckenblieb und sich dort entzündete. Es tat gemein weh. Anna hob den Fuß, und ich strich das Hölzchen an ihrer Schuhsohle an.

«Vorsicht! Achtung! Vorsicht!» - wie die Bugwelle eines mittleren Dampfers wurden die Leute auf den Gehsteig gespült und rollten dann zurück. Ein Pferd zog einen Karren durch die Menschenmenge. Das Pferd dampfte in der Morgenkälte.

«Ernie, Ernie!» schrie eine Frau mit einer Lederschürze. «Wo zum Teufel hast du die Kiste mit den Kohlköpfen hingetan?» Für alle anderen, die zuhörten, fügte sie hinzu: «Der Bengel ist ein Sargnagel. Er bringt mich noch ins Grab.»

«Das wäre 'ne echte Chance», meinte jemand.

Ein Sandwich-man erschien und verkündete lauthals: «Das Ende ist nah!» .Dann verlangte er heißen Tee.

«Der Verkündigungsengel persönlich», lachte jemand.

«Hier, Joe, trink was Heißes mit mir.» Es war der Taxifahrer.

«Danke, Genosse», grunzte der Engel.

«Na, Joe. Was bringst du denn heute Gutes?»

«Das Ende ist nah», stöhnte der.

«Du versetzt mich in Angst und Schrecken», lachte sein Nachbar.

«Und was hast du uns vorige Woche erzählt?»

«Macht euch bereit, keiner entgeht seinem Schicksal.»

«Woher kriegst denn du all diese Neuigkeiten?»

«Der heilige Petrus schickt ihm jeden Tag ein Telegramm.»

Vom Ende der Theke brüllte jemand mit Donnerstimme: «Wer von euch Scheißkerls hat meine Kümmelstengel geklaut?»

«Rutsch mal deinen dreckigen Ellbogen weg, dann siehst du sie!»

«Harry, nimm dich zusammen, hier is was Kleines.»

Harry drehte sich von der Theke weg. In der einen Hand hielt er seine wiedergefundenen Stengel, in der anderen einen Literbecher mit Milchkaffee. Er nahm sich in seiner Hand wie ein Eierbecher aus.



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